Über drei Kräfte in der Schöpfung

Über drei Kräfte in der Schöpfung

Von Wegen der Inspiration in sich selbst…

Nun, da ich wie in diesen Tagen die Räume für das Erscheinen neu bedenke und schaffe, wird mir erneut bewusst, wie wichtig die Werkstatt als Raum des Schaffens ist.

Sie stellt nicht nur den Raum dafür bereit, was man aus sich selbst heraus kreieren möchte, sondern vermag es im wunderbaren Idealfall auch zu neuen, noch ungeahnten Werken zu inspirieren.

Das ist es wohl auch was ich im Pfad in den Kreis und den Gedanken um die Schaffung eines Kunstraums im Sinn hatte. Nicht allein für das also was bereits fertig war oder in jenem Augenblick erschaffen werden sollte, sondern für kommende Werke. All das also, was noch unbekannt und nicht empfangen, wahrhaftig im Reich der Fantasie existierte.

Aber etwas, das man zwischendurch immer einmal vergisst, ist die Beschaffenheit des Raumes, der Werkstatt, welche entsprechend der Anforderungen voller Offenheit, Ruhe und Inspiration sein muss.

Wenn diese anders ist, ja vielleicht sogar destruktiv, dann kann es durchaus sein, dass sogar das Gegenteil geschieht, man sich abgestoßen fühlt und unwohl, bis hin zur Unentschlossenheit, Unsicherheit, Abneigung und Aufgabe der Arbeit.

Nehmen wir diesen Text hier, der entsteht, weil der Raum entsprechend geordnet, offen und wohltuend ist, meine Gedanken sich entfalten können und in mir etwas bewegt wird, das Ausdruck finden will über den Raum selbst zu schreiben.

Die Werkstatt muss also eine gute Ordnung haben, eine gewisse Ästhetik ausstrahlen und gleichzeitig Luft zum Atmen geben. Den Unterschied spürt man sofort. Und je nach Aufgabe sollten auch die Werkzeuge, so verschieden sie auch sind, entsprechend ausgerichtet, beschaffen und angelegt werden.

Und dass die Werkzeuge verschieden sind, daran besteht ja kein Zweifel. Manchmal erkennen wir auch nicht, dass es wichtige Utensilien sind. Aber alles das uns dabei hilft eine Schöpfung zu realisieren, ist ein Werkzeug. Wie die Stätte des Werkes, haben auch die Gegenstände ihre eigene Macht.

Eigentlich ist es recht einfach:

Der Schaffensprozess ist ein natürlicher Fluss, wie eine Welle von Energie, dessen Strom stärker, in Ausgeglichenheit oder gar unterbrochen werden kann.

Alles was uns dabei hilft diesen Fluss, die Spannung bei der Arbeit, zu halten oder zu verstärken, sind gute Werkzeuge. Das gleiche gilt für den Raum, in dem wir arbeiten. Wenn wir andauernd in unserem Tun unterbrochen werden, muss etwas mit den Werkzeugen oder / und der Werkstatt nicht stimmen. Und dann müssen wir andere Räume und Mittel finden, um die Realisation unserer Visionen möglich zu machen.

Was wir dabei vielleicht nicht verstehen, ist das auch wir SELBST Teil dieses Flusses sind und unser eigenes Schaffen stören können. Wir sind die dritte Kraft!

Ähnlich wie die beiden anderen, müssen wir ruhig, entspannt und innerlich geordnet sein, um etwas schaffen zu können. Vom Augenblick der Idee bis zur Entfaltung des Werkes und seiner Verwirklichung, durchlaufen wir unterschiedliche Phasen, für die wir in harmonischen Zuständen sein müssen.

Unruhe, Angst, Wut und Agitation zum Beispiel, werden uns wohl eher im Wege stehen. Viele Menschen im Raum, je nach Aufgabe, ähnelt den vielen Stimmen in uns selbst. Ein Unisono ist wichtig, der Fokus auf die Sache und die Konzentration auf jeden einzelnen Arbeitsschritt bis hin zur Vollendung.

Die Suche nach einem passenden Raum, den geeigneten Werkzeugen und die Einstimmung auf die Aufgabe sind also drei wesentliche Aspekte der Schöpfung, ohne die es kaum zur Realisierung eigener Visionen kommen kann.

Das heißt auch, dass man selbst mit dem schönsten Raum, den besten Werkzeugen, noch gar nichts geschafft hat, nur die Vorbereitung.

Das bedeutet jedoch ebenfalls, dass man in der kreativsten Stimmung, voller Konzentration und intensiver Schaffenskraft, immer wieder ins Stocken gerät, wenn die Werkstätte einen nicht zur Ruhe kommen lässt oder die Werkzeuge so beschaffen sind, dass sie einen immer wieder unterbrechen.

Die Werkstatt und die Werkzeuge sind also nur insofern bedeutsam, dass sie gut genug sind, um im Akt der Schöpfung zu funktionieren, keine Aufmerksamkeit fordern und hinter allem verschwinden, um quasi nicht mehr zu existieren. Das alles muss sich unterordnen, bis sie nicht einmal mehr wahrgenommen werden.

Der Augenblick einer Aufführung zum Beispiel ist sehr ähnlich:

Der Spieler, ob nun im Drama der Schauspieler, der Sänger in der Oper oder im Ballett der Tänzer, muss als Werkzeug der Inszenierung selbst, dahinter verschwinden und sich harmonisch einfügen. Alles andere kann dann zum Mittel verwendet werden, ob als Höhepunkt oder anderweitig, um immer wieder Brüche zu haben.

Auch für die Arbeit kann es wichtig sein, diese Grenzen zu sehen, weil man nur auf diese Weise, gewisse Notwendigkeiten begreift, ein Verständnis darüber erlangt was gebraucht wird, um die Schöpfung zu entfalten.

Für jeden wird all das Beschriebene vollkommen anders sein.

Was dem einen zusagt oder passt, wird für den Anderen gar nicht gut gehen. Jeder muss also allein ergründen wo er am ehesten zur kreativen Ruhe kommt und was ihn mit Sicherheit zur Arbeit bewegt.

Ein ungeliebter Ort und unpraktische Mittel können da sicher nicht helfen.

Die Werkstatt, die Werkzeuge und wir Selbst sind drei existenzielle Mittel der Schöpfung und in sich harmonisch geschlossen und ausbalanciert, können sie uns helfen Gutes zu vollbringen.

Das geht sogar soweit, dass sie uns zu eigenen Werken inspirieren, was man z.B. daran sieht, dass ich über die Arbeit und ihre Mittel sinniere.

Bei anderen Künstlern jeglicher Couleur versteht man das, in der Tatsache, dass sie am Anfang ihre eigene Situation besingen, aber bald schon gewisse Zustände der neuen Ausrichtung, besonders dann, wenn sie zu Bekanntheit geraten.

Ich glaube, es sind oft die Brüche, die uns helfen besser zu verstehen.

Und hier kommt bei mir. eben jener erwähnte Kunstraum zum Tragen.

In der Arbeit kann ich mich an einen vorbereiteten Raum niederlassen und entfalten, nein, ich musste ihn mir allein schaffen, um arbeiten zu können.

Hier wird also die Beschäftigung mit diesem Aspekt des Schaffens, zu einer eigenen Strömung in der Arbeit, mit der ich mich auseinandersetze.

Dieses Werkstattjournal ist ein Ausdruck dessen.

Gleichzeitig gibt es mir heute aber die Offenheit für die Entstehung dieses Textes, der sich in so viel mehr gewandelt hat, als er ursprünglich, als ich begann daran zu schreiben, geplant war.

Einfach gesagt:

Weil das System für dieses Journal technisch gut funktionierte, ohne mich in irgend einer Weise zu stören, ja im Gegenteil, durch seine Klarheit und Einfachheit quasi dazu animierten den digitalen Stift in die Hand zu nehmen, kamen meine Gedanken zu Ruhe, weil mein Körper heute genug Schlaf bekommen hat, und ließen mich tatsächlich einen Eintrag zu Papier bringen, um dann in einen anderen Raum zu wechseln, um dort, vollkommen nahtlos, weiterzuschreiten und so mehr aus diesem Text zu machen, als er sich im Anfang des Schreibens noch zu entwickeln schien. Die Stille des Zimmers, die Funktionalität der Schreibprogramme, mit denen ich heute (!) die Zeilen verfasste, die Stabilität des Rechnersystems, welches unsichtbar seine Aufgaben erfüllt, die Ausgeglichenheit meiner sonst so rastlosen Seele und der Stärke meiner physischen Verfassung - all das verschmolz für diese Aufgabe.

Auf diese Weise verläuft es im Ideal perfekt.

Hier kann weder etwas stören noch davon abbringen, ja auch nicht trüben oder ablenken, nein, alles fließt in einem wunderbaren Fluss der Inspiration.

Alles im Leben funktioniert im Grunde auf diese Art.

Ich bin mir dessen bewusst, weil ich es auch anders kenne, sehr darunter leiden, große Schmerzen leide und mich nach Veränderung sehne.

Aber das bedeutet auch, dass dieser finstere Zustand nicht das Ende ist und man deshalb, um eines schlechten Augenblickes willen, nicht alles opfern darf.

Vielleicht muss der Mensch deshalb Licht wie Dunkelheit erfahren.

Auch wenn man die Verzweiflung, besonders, wenn sie wie ein Schwert in die eigene Existenz dringt, gerne missen möchte und nach ihrem Sinn fragt, was ein eigenes Leiden darstellt.

Die Blume vergeht nicht wirklich, denn ihr Samen trägt schon bald, wenn auch verändert, neue Stängel und bald auch wieder Blüten.

So erklärt sich auch die Zwischenzeit...

Ob im Dasein oder in der Schöpfung.

Wenn man dann wieder bereit ist für alles, müssen die wesentlichen Aspekte stimmen, um einen Anfang zu finden. Nichts sollte in diesem Tatendrang stören!

Und so kann ich voller Dankbarkeit auf die Vorbereitungen blicken und die fehlende Leichtfertigkeit im Tun, weil man, wenigstens bis zum Horizont, in die Ferne blicken sollte, weil man sehen muss, wohin man geht und begreifen, warum man etwas tut.

Deshalb ist Sorgfalt im Schaffen des Kunstraumes essentiell.

Die eigene physische, wie psychische Verfassung…

Die einfachen, wie praktischen Werkzeuge…

Die offene, sichere und ruhige Werkstatt.

Vielleicht kann ich auf diese Art und Weise wiederbeginnen, die Arbeit aufzunehmen, alles für die Erscheinung zusammenzusuchen, um auf ein Neues den Aufbruch in die Welt der Lebenden zu planen.

Der Weg ist bereit…

RR, 30.11.2020

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