Ein Weg für Andere

Ein Weg für Andere

Aus den Notizen des Herausgebers...

Für einige Augenblicke starrte er verzweifelt ins Leere, nach Gedanken suchend, um der beklemmenden Gefühle, Herr zu werden, bis sein Blick sich auf das Manuskript richtete, welches, beinahe drohend, vor ihm lag.

Dies hatte er einfach nicht erwartet!

Die Verantwortung für den Traum eines anderen Autoren, lastete schwer auf ihm und fast „bereute“ er die Annahme jener Texte, jetzt, zu diesem frühen Zeitpunkt, da er selbst noch mit vielen Fragen, was diese Arbeit betraf, rang. Doch all das half nun nicht mehr, denn das Versprechen war gegeben und die Arbeit hatte bereits begonnen bzw. stand in der Zwischenzeit kurz vor dem Abschluss.

In seinen Überlegungen und Visionen, hatte er sich stets als Teil eines Kreises gesehen und nicht nur als Alleinstreiter, obwohl dies wahrscheinlich eher in seiner Natur lag. Ihm schwebte ein Kunstkreis vor, in dem ein

Jeder, die eigenen Werke, mit Hilfe der anderen realisieren konnte – nicht so sehr allein als Selbstzweck, sondern als Grundlage, um gestärkt und aufs Bestmögliche vorbereitet, in die Welt zu treten, von einem Traum getrieben, jedoch in der Phase der Schöpfung, nicht allein und mit der Realität um die Qualität eines Textes konfrontiert, um aus einem Manuskript, ein Buch zu schaffen, aus einer Idee, ein vollendetes Werk.

Irgendwie hatte es viel einfacher ausgesehen, als er diese Überlegungen angestellt hatte, doch jetzt entfaltete sich erst wahrhaftig all die Komplexität einer solchen Aufgabe:

Waren sie wahrhaftig in der Lage, diese Verantwortung für das Werk eines anderen zu übernehmen? Waren die eigene Kraft, Kenntnisse und Möglichkeiten tatsächlich ausreichend?

Andererseits, legten sie all die Sorgfalt an den Tag, die ihnen möglich war, und wer sagte denn, dass nur andere, dazu in der Lage waren? Wie konnte man als Mensch überhaupt absolute Perfektion erwarten, war das nicht eine Illusion?

Ohne die Arbeit Anderer schmälern zu wollen, betrachtete er manchmal, die bereits etablierten oder neue Buchwerkstätten und empfand still bei sich, dass trotz der vielen Erfahrungen, trotz einer, gewiss lange andauernden Studienzeit in ihrem jeweiligen Fachgebiet, am Ende doch etwas hervorgebracht wurde, welches ihn persönlich nicht unbedingt überzeugte, aber das war eben nur sein persönlicher Geschmack, denn mit großer Sicherheit, hatten auch diese Menschen ihr Bestes gegeben.

Und hier, lag dann wohl ihre Chance und irgendwie auch Daseinsberechtigung:

Sie würden, eben auf ihre Weise, eine Buchwerkstatt sein, die nicht jedem zusagen und etwas ganz Eigenes, sich entwickelndes, sein würde.

Dennoch blieb die Verantwortung für die Träume derer, die um Hilfe bei ihren Büchern baten und ein Gefühl der Ohnmacht, angesichts dieser schweren Aufgabe gerecht zu werden, denn eine unglaubliche Komplexität lag darin, welche sich ihnen nun, nach und nach, offenbarte.

„Wir können wirklich nur, die uns mögliche, auf unseren bestehenden und stetig wachsenden Erfahrungen basierende, Sorgfalt in ein jedes Werk legen, um die Hoffnungen und Träume der jeweiligen Schöpfer zu erfüllen bzw. ihren Ansprüchen gerecht zu werden, damit ihre Bücher eine Leserschaft finden und diese zu berühren wissen.“

Und bei diesem Gedanken, empfand er für den Augenblick wieder ein Stück Ruhe und widmete sich erneut dem Manuskript, das wartend vor ihm lag und in vielen Details, seine ganze Aufmerksamkeit einforderte.

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