Den richtigen Ton finden

Den richtigen Ton finden

Aus den Notizen des Herausgebers...

Dies war etwas, mit dem er von Anfang an haderte:

Den richtigen Ton für diesen Raum, seine Vorhaben und den Verlag zu finden.

Der Künstler in ihm, wollte künstlerisch und poetisch erscheinen; der Mensch hoffte darauf, hier und da eine persönliche Notiz zu hinterlassen; der Herausgeber musste Professionalität und einen distanzierteren Ansatz versuchen, wie auch die Stimme des Verlages sein musste.

Also, bat er seine Leser stille um Geduld, bis er dies herausgefunden hatte und hoffte inständig, daß die Art und Weise in der es bisher geschah, auch Sinn machte.

Vielleicht ist eine Differenzierung meiner unterschiedlichen Aufgaben und Rollen der Schlüssel, so wie in vielen anderen Dingen, dachte er sich.

Womöglich gibt es keine Antwort auf dieses Problem, widersprach eine andere Stimme.

Die verschiedene Kreise und Rollen sind nicht miteinander zu vereinbaren, eine Trennung muss her, hätte von Anfang an bestehen müssen und im Grunde war diese Idee sowieso zu kompliziert, unmöglich gar, bohrten sich die Zweifel durch seine Gedanken und an den Rand alles zu verwerfen.

Und doch, so brachte eine dritte Stimme, ein wenig Ruhe in diese innere Diskussion, würde er, einen persönlicheren Ton in den Notizen des Herausgebers anschlagen, so nahm er sich vor, in den Spuren versuchen künstlerisch und offizieller in dem Ankündigungen sein.

Den richtigen Ton zu setzen, ist wichtig, glaubte er.

Denn es kann einladend auf die Menschen wirken oder eben nicht. Und dieser Raum war ein Teil seiner Vorhaben, nur wusste er nicht ob es Sinn für die Leser machen würde.

Dieser Kreis soll ein Ort der Begegnung sein, so wie in den Anfangsworten beschrieben, erinnerte er sich.

Und während er als Poet wirklich im Vers bleiben musste, suchte er auch die persönliche Diskussion, auch wenn der Künstler ihn, oft vollends einzunehmen vermochte. Wenn eine Buchveröffentlichung möglichen Leser präsentiert werden sollte, schien jedoch ein objektiverer Ansatz absolut wichtig.

„Erinnere Dich das nächste Mal daran, wenn Du Deine eigene Biographie in der 3. Person schreiben musst!“, ging ihm in diesem Augenblick durch den Kopf.

Vielleicht war das Hadern darum so intensiv, weil er nicht in der Lage war, einen persönlichen Ton anzuschlagen, da er im allgemeinen eher Angst davor hatte, weil der Künstler Eleganz, Geheimnis und Transzendenz in der Sprache und Präsentation suchte, und der Verlag, eben einen offizielleren Ton.

Er schien sich im Kreis zu drehen und begriff, daß ihn diese Gedankenspiele nirgendwohin führen würden.

Auf der anderen Seite jedoch, lichtete sich plötzlich sein Gemüt, war er heute doch recht weit gekommen, den richtigen oder vielleicht einen neuen, anderen Ton für diesen Raum zu setzen.

RR, 08.12.2012

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